Neue Part­ner­schaf­ten

ak­tua­li­siert am 31.01.24   von Dr. Chris­ti­ne Ent­leit­ner-Phleps, Dr. Ul­ri­ke Lux und Dr. Ja­nin Zim­mer­mann    Ent­wick­lungs- und Fa­mi­li­en­psy­cho­lo­gie bzw. So­zio­lo­gie, Deut­sches Ju­gend­in­sti­tut und Lud­wig-Ma­xi­mi­lians-Uni­ver­si­tät

Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Fair trennen und gemeinsam erziehen" steht. Gezeigt wird eine Familie in Halbfrontalansicht. Mutter und Vater blicken mit sorgenvoller Mimik, ihr Sohn im Vordergrund zeigt einen traurigen Gesichtsausdruck.

Was ist eine Stieffamilie?

Ge­hen ge­trenn­te El­tern ei­ne Be­zie­hung mit ei­ner neu­en Part­ne­rin oder ei­nem neu­en Part­ner ein, kommt im bes­ten Fall ein en­ga­gier­ter so­ge­nann­ter sozialer Elternteil zur bis­he­ri­gen Fa­mi­lie hin­zu. Ab dem Zu­sam­men­zug ei­nes El­tern­teils mit ei­ner neu­en Part­ne­rin oder ei­nem neu­en Part­ner spricht man häu­fig von ei­ner Stief­fa­mi­lie.

Der Be­griff „Stief­fa­mi­lie“ ist für vie­le Men­schen ne­ga­tiv be­haf­tet. Vie­le den­ken an die „bö­se Stief­mut­ter“ aus Mär­chen wie Aschen­put­tel, Hän­sel und Gre­tel oder Schnee­witt­chen. Des­we­gen ist es oft schwie­rig, gu­te Rol­len­vor­bil­der zu fin­den. Um dem Ruf der bö­sen Stief­mut­ter ent­ge­gen­zu­wir­ken, wer­den Stief­fa­mi­li­en um­gangs­sprach­lich häu­fig auch als Patchwork- oder Bo­nus­fa­mi­li­en be­zeich­net. Wir ver­ste­hen den Be­griff Stief­fa­mi­lie ganz neu­tral und nut­zen ihn der Ein­heit­lich­keit we­gen im Fol­gen­den wei­ter­hin.

Die Aus­gangs­la­ge war in den meis­ten Stief­fa­mi­li­en vor Jahr­zehn­ten ei­ne völ­lig an­de­re als heu­te: Stief­fa­mi­li­en wur­den frü­her häu­fig ge­grün­det, weil ein El­tern­teil ge­stor­ben ist. Heu­te grün­den sich die al­ler­meis­ten Stief­fa­mi­li­en, weil sich El­tern tren­nen und ei­ne neue Be­zie­hung ein­ge­hen. Das heißt aber auch, dass im Ge­gen­satz zum Tod ei­nes El­tern­teils meist nicht nur der ei­ne, son­dern bei­de leiblichen Elternteile ak­tiv am Le­ben ih­rer Kin­der teil­ha­ben, so­dass die Zu­sam­men­ar­beit in der Er­zie­hung mit min­des­tens drei El­tern­tei­len or­ga­ni­siert wer­den muss.

 

Wel­che Ar­ten von Stief­fa­mi­li­en gibt es?

Als Stief­fa­mi­li­en wer­den ganz un­ter­schied­li­che Fa­mi­li­en­zu­sam­men­set­zun­gen be­zeich­net:
  • Ein­fa­che Stief­fa­mi­lie: Ei­ne ge­trenn­te Mut­ter oder ein ge­trenn­ter Va­ter geht ei­ne neue Be­zie­hung mit ei­ner Per­son ein, die kei­ne ei­ge­nen Kin­der hat.
  • Zu­sam­men­ge­setz­te Stief­fa­mi­li­en: Ei­ne ge­trenn­te Mut­ter oder ein ge­trenn­ter Va­ter geht ei­ne neue Be­zie­hung mit ei­ner Per­son ein, die eben­falls Kin­der aus ei­ner ehe­ma­li­gen Part­ner­schaft hat. Bei­de Be­zie­hungs­part­ner brin­gen al­so leib­li­che Kin­der in die neue Part­ner­schaft mit ein. Je­des Kind hat dann min­des­tens ein Stief­ge­schwis­ter­kind.
  • Kom­ple­xe Stief­fa­mi­li­en: Nicht sel­ten wird ein ge­mein­sa­mes Kind in die neue Part­ner­schaft ge­bo­ren und die Stief­fa­mi­lie er­wei­tert sich er­neut. Die Kin­der in die­ser Fa­mi­li­en­form ha­ben dann min­des­tens ein Halb­ge­schwis­ter­kind. Brin­gen bei­de El­tern­tei­le Kin­der aus vor­he­ri­gen Be­zie­hun­gen mit, so gibt es ne­ben Halb­ge­schwis­ter- auch Stief­ge­schwis­ter-Be­zie­hun­gen. Das Fa­mi­li­en­le­ben ist in kom­ple­xen Stief­fa­mi­li­en an­for­de­rungs­reich, da es oft­mals nicht leicht ist, mit den ver­schie­de­nen Ver­wandt­schafts­li­ni­en und even­tu­ell ei­ner dar­aus fol­gen­den, mög­li­cher­wei­se un­be­wuss­ten Be­vor­zu­gung oder Be­nach­tei­li­gung ei­nes Kin­des um­zu­ge­hen.

Hin­weis

Von au­ßen be­trach­tet kann die Zu­sam­men­set­zung ei­ner Nachtren­nungs­fa­mi­lie schnell recht kom­pli­ziert wer­den, be­son­ders, wenn bei­de El­tern­tei­le ei­ne neue Part­ner­schaft ein­ge­hen. El­tern und Kin­der fin­den sich je­doch gut zu­recht. Für sie ist vor al­lem die Ge­stal­tung des All­tags in der neu­en Fa­mi­li­en­kon­stel­la­ti­on wich­tig.

Was ist bei der Erziehung in Stieffamilien wichtig?

Wenn ein neu­er Part­ner oder ei­ne neue Part­ne­rin an die Sei­te ei­nes ge­trenn­ten El­tern­teils tritt, muss ge­klärt wer­den, wie die Fa­mi­li­en­mit­glie­der mit die­ser neu­en Si­tua­ti­on um­ge­hen wol­len. Hier ha­ben Stief­fa­mi­li­en vie­le Frei­hei­ten, es be­steht aber auch viel Un­si­cher­heit, da in der Ge­sell­schaft kei­ne ge­nau­en Vor­stel­lun­gen exis­tie­ren, wie man den All­tag und die Er­zie­hung in ei­ner Stief­fa­mil­lie gut ge­stal­tet und wie Stief­fa­mi­li­en sein „sol­len“.

 

Mit­be­stim­men - ja oder nein?

Der neue, soziale Elternteil hat meist an­de­re Er­zie­hungs­vor­stel­lun­gen als der leib­li­che El­tern­teil und kennt in der Re­gel nicht die (kom­plet­te) Fa­mi­li­en­ge­schich­te (z. B. war er bei prä­gen­den Fa­mi­li­e­ner­eig­nis­sen wie der Ge­burt nicht da­bei). So­mit stellt sich die Fra­ge, wie der so­zia­le El­tern­teil sich gut in die Fa­mi­lie in­te­grie­ren kann und ab wann er wel­che Auf­ga­ben in der Er­zie­hung über­neh­men soll (oder auch nicht). Man­che El­tern möch­ten, dass der Stief­el­tern­teil bei al­len Din­gen mit­be­stimmt, an­de­re wol­len, dass Er­zie­hungs­ent­schei­dun­gen nur von den leib­li­chen El­tern­tei­len ge­trof­fen wer­den sol­len, wie­der­um an­de­re su­chen nach ei­nem Mit­tel­weg. Egal wie die Ent­schei­dung aus­fällt, der All­tag ist von vie­len Ab­stim­mun­gen und klei­nen Ent­schei­dun­gen ge­prägt, die al­le Fa­mi­li­en­mit­glie­der be­tref­fen.

Eine Frau und ein Mann stehen nebeneinander. Sie schauen ratlos und um sie herum schwirren zahlreiche Fragezeichen.

Erziehung mit einem neuen Partner

El­tern-Tipp

Be­zie­hungs­ge­stal­tung und ge­mein­sa­men Er­zie­hung in der Stief­fa­mi­li­e
 
  • Hel­fen Sie als leiblicher Elternteil bei­den Sei­ten, Ih­ren Kin­dern und dem sozialer Elternteil , zu ver­ste­hen, wie der bzw. die je­weils an­de­re „tickt“!
  • Er­mu­ti­gen Sie Ih­re Kin­der, mit Ih­nen über ih­re Ängs­te und Be­fürch­tun­gen zu spre­chen, die die neue Fa­mi­li­en­si­tua­ti­on mit sich bringt.
  • Erst Be­zie­hung, dann Er­zie­hung! Wenn Sie ent­schei­den, dass der so­zia­le El­tern­teil  mit­er­zie­hen soll: Be­vor er oder sie Din­ge ver­bie­tet oder Kon­flik­te aus­trägt, soll­ten die Kin­der mit ihr oder ihm po­si­ti­ve Be­zie­hungs­er­fah­run­gen sam­meln.

 

Rol­len­fin­dung braucht Zeit

In der Zu­sam­men­ar­beit in Stief­fa­mi­li­en sind da­bei si­cher­lich ei­ni­ge Her­aus­for­de­run­gen zu meis­tern, denn leib­li­cher und so­zia­ler El­tern­teil müs­sen sich erst klar dar­über wer­den, wie die Zu­sam­men­ar­beit in der Er­zie­hung funk­tio­niert und ob sie über­haupt die glei­chen An­sich­ten tei­len.

Die­se Zeit kann durch­aus an­stren­gend sein, und ei­ne Ei­ni­gung in wich­ti­gen Be­rei­chen kann nicht von heu­te auf mor­gen um­ge­setzt wer­den. Vie­les muss aus­pro­biert oder neu ver­han­delt wer­den. Ei­ni­ges funk­tio­niert gut, an­de­re Din­ge schei­tern, so­dass die Zu­sam­men­ar­beit in der Er­zie­hung im­mer wie­der ak­tiv durch­dacht und an­ge­passt wer­den muss. Ge­duld ist auf al­le Fäl­le ge­fragt, in den meis­ten Fäl­len lohnt es sich durch­aus! Wei­ter un­ten fin­den Sie ei­ni­ge Tipps zur Ge­stal­tung von Be­zie­hun­gen in Stief­fa­mi­li­en.

 

Ab­stim­mung mit dem an­de­ren El­tern­teil

Nicht zu­letzt spielt der andere Elternteil meist wei­ter­hin ei­ne ak­ti­ve Rol­le im Le­ben des Kin­des, so­dass auch mit die­sem El­tern­teil Er­zie­hungs­fra­gen dis­ku­tiert und aus­ge­han­delt wer­den müs­sen. Die Zu­sam­men­ar­beit in der Er­zie­hung er­folgt al­so min­des­tens zwi­schen drei El­tern­tei­len. Ei­ne sehr wich­ti­ge Vor­aus­set­zung, da­mit es Kin­dern in Stief­fa­mi­li­en gut geht, ist auch hier ei­ne kon­struk­ti­ve, we­nig kon­flikt­haf­te Be­zie­hung zwi­schen den ge­trennt­le­ben­den El­tern, aber auch in­ner­halb der Stief­fa­mi­lie. Idea­ler­wei­se zie­hen al­le El­tern­tei­le bei An­ge­le­gen­hei­ten, die die Kin­der be­tref­fen, an ei­nem Strang, fal­len sich nicht ge­gen­sei­tig in den Rücken und zie­hen die Kin­der nicht in Kon­flik­te hin­ein.

Sie wol­len er­fah­ren, wie die Zu­sam­men­ar­beit mit dem an­de­ren El­tern­teil bes­ser ge­lin­gen kann?

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Wie kann man Beziehungen in Stieffamilien gestalten?

Häu­fi­ge Fra­gen zu Fa­mi­li­en­be­zie­hun­gen in ei­ner Stief­fa­mi­lie

Je nach­dem, wo die Kin­der nach ei­ner Tren­nung oder Schei­dung ih­ren Le­bens­mit­tel­punkt ha­ben und wel­cher El­tern­teil einen neu­en Part­ner oder ei­ne neue Part­ne­rin hat, ver­brin­gen sie un­ter­schied­lich viel Zeit mit ei­nem so­zia­len El­tern­teil oder Stief­el­tern­teil. Geht der El­tern­teil, bei dem das Kind über­wie­gend wohnt ei­ne neue Be­zie­hung ein, so ver­bringt das Kind den All­tag auch über­wie­gend in ei­ner Stief­fa­mi­lie. Im Ge­gen­satz da­zu kann das Kind auch bei­spiels­wei­se am Wo­chen­en­de in ei­ne Stief­fa­mi­lie ein­pen­deln, wenn der ge­trennt­le­ben­de El­tern­teil in ei­ner neu­en Part­ner­schaft ist. Auch bei­des ist mög­lich. Je nach An­zahl von Über­gän­gen sind so Wech­sel in ver­schie­de­ne Fa­mi­li­en­kon­stel­la­tio­nen in­ner­halb kur­z­er Zeit denk­bar. Hieraus er­ge­ben sich Fra­gen da­zu, wie sich Be­zie­hun­gen von Kin­dern in Stief­fa­mi­li­en ent­wi­ckeln.

Mit dem Ein­zug ei­ner neu­en Part­ne­rin oder ei­nes neu­en Part­ners ge­stal­ten sich häu­fig auch die Fa­mi­li­en­be­zie­hun­gen neu. Oft ha­ben Kin­der und auch der an­de­re leib­li­che El­tern­teil Angst, dass sich die Be­zie­hun­gen zum ne­ga­ti­ven ver­än­dern – dass Ma­ma oder Pa­pa nun we­ni­ger Zeit ha­ben als vor­her, dass das Kind den neu­en Stief­el­tern­teil lie­ber hat als den „ei­gent­li­chen“ Pa­pa bzw. die „ei­gent­li­che“ Ma­ma, oder dass der neue Stief­el­tern­teil den leib­li­chen El­tern­teil er­set­zen möch­te.

Er­kennt­nis­se aus der For­schung kön­nen hier Be­ru­hi­gung schaf­fen: Sie le­gen na­he, dass neue und al­te Fa­mi­li­en­be­zie­hun­gen größ­ten­teils un­ab­hän­gig von­ein­an­der ge­stal­tet wer­den und nicht in Kon­kur­renz zu­ein­an­der­ste­hen! Dies gilt auch für die El­tern-Kind-Be­zie­hung zu bei­den leib­li­chen El­tern­tei­len und die Stief­el­tern-Kind-Be­zie­hung. Das ist ei­ne wich­ti­ge Bot­schaft für vie­le El­tern, die Angst ha­ben, dass der neue Part­ner sie er­set­zen möch­te. Dies ist nicht der Fall! Kin­der bau­en ei­ne un­ab­hän­gi­ge Be­zie­hung zum neu­en Part­ner oder zur neu­en Part­ne­rin des einen El­tern­teils auf. Meis­tens ha­ben Kin­der so­gar zu al­len El­tern­tei­len ei­ne po­si­ti­ve Be­zie­hung – auch da­für spre­chen For­schungs­er­geb­nis­se.

 

Da­mit das Ken­nen­ler­nen ge­lingt, sind vor al­lem die leib­li­chen El­tern­tei­le in be­son­de­rem Ma­ße ge­for­dert, weil sie ei­ne wich­ti­ge Stüt­ze für das Kind sind und die Rol­le der Brücken­bau­er­in oder des Brücken­baue­rs ein­neh­men. Sie sind Dreh- und An­gel­punkt die­ser Be­zie­hun­gen, in vie­len Fäl­len ko­or­di­nie­ren sie Ab­spra­chen in der Er­zie­hung mit dem so­zia­len und dem an­de­ren El­tern­teil, aber auch die Be­zie­hung zwi­schen Kind und Stief­el­tern­teil, so­wohl in prak­ti­schen, aber auch in emo­tio­na­len An­ge­le­gen­hei­ten. Da­zu kommt: Ist die Be­zie­hung zum leib­li­chen El­tern­teil auch vor der Grün­dung der Stief­fa­mi­lie po­si­tiv und von Ver­trau­en ge­prägt, so ist es für das Kind auch leich­ter ei­ne po­si­ti­ve Be­zie­hung zum Stief­el­tern­teil auf­zu­bau­en.

Wie Stief­el­tern­teil und Kin­der ei­ne gu­te Be­zie­hung zu­ein­an­der auf­bau­en kön­nen, be­schäf­tigt vie­le Fa­mi­li­en. Ein güns­ti­ger Weg für den Be­zie­hungs­auf­bau ist es, wenn die An­nä­he­run­gen erst­mal bei ge­mein­sa­men Ak­ti­vi­tä­ten wie Aus­flü­ge oder Sport pas­sie­ren. So fin­det das Ken­nen­ler­nen zu­nächst auf ei­ner freund­schaft­li­chen Ebe­ne statt.

 

Mit Kindern draußen spielen

Das Al­ter und die Be­dürf­nis­se der Kin­der sind für den Auf­bau ei­ner gu­ten Stief­el­tern-Kind-Be­zie­hung nicht un­er­heb­lich. So zei­gen Stu­di­en, dass die Grün­dung ei­ner Stief­fa­mi­lie für Kin­der manch­mal leich­ter ist, wenn das Ju­gend­al­ter noch nicht er­reicht ist.

Das Ju­gend­al­ter ist ei­ne sehr her­aus­for­de­rungs­rei­che Ent­wick­lungs­pha­se im Le­ben und des­halb ver­wun­dert es nicht, wenn der Ein­zug ei­nes neu­en El­tern­teils nicht ein­fach zu ver­kraf­ten ist – be­son­ders, wenn man vor­her jah­re­lang al­lei­ne mit ei­nem El­tern­teil zu­sam­men­ge­lebt hat. Es ist des­halb wich­tig, dass das Al­ter und die Ent­wick­lungs­pha­sen von Kin­dern bei der Grün­dung ei­ner Stief­fa­mi­lie mit­be­rück­sich­tigt wer­den.

 

Beziehungspflege

Der Be­zie­hungs­auf­bau zu ei­nem neu­en, so­zia­len El­tern­teil be­nö­tigt Zeit und Ge­duld – das sind in den meis­ten Fäl­len nicht nur we­ni­ge Wo­chen, son­dern eher Mo­na­te oder Jah­re. Ei­ne gu­te Vor­be­rei­tung ist des­halb zen­tral: Ma­chen Sie sich Ge­dan­ken, ob ein Zu­sam­men­zug mit dem neu­en Part­ner oder der neu­en Part­ne­rin auch für die Kin­der gut ver­kraft­bar ist (oh­ne dass Sie sich schnell ab­schre­cken las­sen) und ge­ben Sie ih­nen aus­rei­chend Zeit, sich an die Idee zu ge­wöh­nen. Be­zie­hen Sie die Sicht­wei­se Ih­rer Kin­der mit ein ( Einbezug kindlicher Wünsche ) und er­mun­tern Sie sie, mög­li­che Ängs­te oder Be­fürch­tun­gen of­fen an­zu­spre­chen. Um­ge­kehrt soll­ten auch Sie und der so­zia­le El­tern­teil ge­nug Zeit ha­ben, sich an den Ge­dan­ken des Zu­sam­men­le­bens und vor al­lem an die neu­en Rol­len ge­wöh­nen. Zö­gern Sie nicht, sich bei Be­darf Unterstützung zu su­chen! Sie brau­chen da­für auch nicht ab­zu­war­ten, bis es rich­tig schlimm ist!

Tipps zur Ge­stal­tung von Be­zie­hun­gen in Stief­fa­mi­li­en

 

Er­mu­ti­gen Sie Ih­re Kin­der, mit Ih­nen über ih­re Ängs­te und Be­fürch­tun­gen zu spre­chen, die die neue Fa­mi­li­en­si­tua­ti­on mit sich bringt. Hier gilt es die rich­ti­ge Ba­lan­ce zu fin­den: Neh­men Sie ih­re Sor­gen ernst, und wenn Ih­re Kin­der ech­te Be­den­ken ha­ben, su­chen Sie, bei Be­darf mit Un­ter­stüt­zung durch Fach­kräf­te nach gu­ten Lö­sun­gen für al­le. Wer­fen Sie aber nicht so­fort Ih­re neue Be­zie­hung über Bord, son­dern ge­ben Sie al­len – auch sich selbst – Zeit, da­mit es funk­tio­nie­ren kann.

Spre­chen Sie mit Ih­rer Part­ne­rin oder Ih­rem Part­ner über Ih­re je­wei­li­gen Er­war­tun­gen – im bes­ten Fall schon vor dem Zu­sam­men­zug – und auch dar­über, was Sie tun wol­len, wenn es Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten gibt.

Hel­fen Sie als leib­li­cher El­tern­teil bei­den Sei­ten, Ih­ren Kin­dern und dem so­zia­len El­tern­teil, zu ver­ste­hen, wie der bzw. die je­weils an­de­re „tickt“: Sie ha­ben sich Ih­re neu­e Part­ne­rin oder Ih­ren neu­en Part­ne­r aus­ge­sucht, Ih­re Kin­der müs­sen sich erst an die neue Si­tua­ti­on ge­wöh­nen!

Die Her­aus­for­de­run­gen, die Stief­fa­mi­li­en zu meis­tern ha­ben, brau­chen Zeit. Er­war­ten Sie al­so nicht, dass al­les so­fort funk­tio­niert, son­dern ver­trau­en Sie dar­auf, dass man­che Din­ge sich erst ein­fin­den müs­sen.

Pla­nen Sie Ak­ti­vi­tä­ten oder Zei­ten ein, die Sie al­lei­ne (oh­ne neu­e Part­ne­rin oder neu­en Part­ne­r) mit Ih­ren Kin­dern ver­brin­gen. Kin­der und Ju­gend­li­che brau­chen ge­ra­de am An­fang, aber auch hin und wie­der zwi­schen­durch, die Si­cher­heit, dass sich ih­re Be­zie­hung zu Ih­nen nicht än­dert.

Selbst wenn Sie ge­mein­sam ent­schei­den, dass der so­zia­le El­tern­teil Ih­re Kin­der mit­er­zie­hen sol­l: Be­vor der so­zia­le El­tern­teil den Kin­dern Din­ge ver­bie­tet oder Kon­flik­te über be­deut­sa­me The­men mit ih­nen aus­han­delt, soll­te erst ein­mal durch po­si­ti­ve ge­mein­sa­me Ak­ti­vi­tä­ten ei­ne Be­zie­hung auf­ge­baut wer­den.

Wie gehe ich damit um, wenn der andere Elterneil eine "Neue" bzw. einen "Neuen" hat?

 

Wenn der an­de­re El­tern­teil ei­ne neue Be­zie­hung ein­geht, ist das häu­fig mit vie­len Un­si­cher­hei­ten für einen selbst ver­bun­den. Hier fin­den Sie Ant­wor­ten auf ei­ni­ge häu­fi­ge Fra­gen.

 

In Be­zug auf die ehe­ma­li­ge Paa­re­be­ne wird die Tren­nungs­be­wäl­ti­gung auf die Pro­be ge­stellt, da man die Neue oder den Neu­en mit sich selbst ver­gleicht, Ge­füh­le wie Ei­fer­sucht ent­ste­hen oder Ver­let­zun­gen aus der ehe­ma­li­gen Part­ner­schaft kom­men wie­der auf. Auf der Sei­te Zu­recht­kom­men mit Tren­nung und Stress fin­den Sie Emp­feh­lun­gen, wie Sie mit sol­chen Ge­füh­len gut um­ge­hen kön­nen.

 

Auch auf der El­ter­ne­be­ne stel­len sich vie­le Fra­gen in Be­zug auf die Part­ner­schaft des an­de­ren El­tern­teils: Wie kom­men mei­ne Kin­der mit der neu­en Si­tua­ti­on klar? Wird die neue Part­ne­rin oder der neue Part­ne­r nett zu mei­nen Kin­dern sein? Will sie oder er mich er­set­zen und brau­chen mei­ne Kin­der mich dann über­haupt noch? Was ist, wenn sich mei­ne Ex bzw. mei­n Ex wie­der trennt? Hal­ten mei­ne Kin­der noch ei­ne Tren­nung aus? Dies sind sehr wich­ti­ge Fra­gen, die sich oft am An­fang der neu­en Be­zie­hung noch gar nicht be­ant­wor­ten las­sen.

 

Grund­sätz­lich zei­gen Er­geb­nis­se aus der For­schung, dass es den meis­ten Kin­dern in Stief­fa­mi­li­en gut geht, und sie zum Groß­teil auch da­von pro­fi­tie­ren, dass ei­ner oder bei­de El­tern­tei­le ei­ne neue Be­zie­hung ein­ge­hen. Zu­dem ha­ben Kin­der kein Pro­blem da­mit, mehr als zwei el­ter­li­che Be­zugs­per­so­nen zu ha­ben, die sich um sie küm­mern und mit ih­nen Zeit ver­brin­gen. Es fin­det al­so auch kein Er­set­zen statt, die El­tern wer­den im­mer El­tern blei­ben, auch aus Sicht der Kin­der. Die Be­zie­hung der Kin­der zur neu­en Part­ne­rin oder zum neu­en Part­ne­r wird un­ab­hän­gig von der Be­zie­hung zu den El­tern auf­ge­baut.

 

Er­mun­tern Sie Ih­re Kin­der hin und wie­der, Ih­nen zu er­zäh­len, wie es ih­nen geht, und fan­gen Sie mög­li­che Be­fürch­tun­gen und Sor­gen, z. B. mit­hil­fe der Tech­nik des Emotionscoachings auf. Da­bei ist es be­son­ders wich­tig, of­fen da­für zu blei­ben, dass es Ih­ren Kin­dern mög­li­cher­wei­se ganz an­ders geht als Ih­nen selbst. Wenn Sie von Schwie­rig­kei­ten hö­ren, die Sie selbst nicht lö­sen oder de­ren Be­deu­tung Sie nicht ein­schät­zen kön­nen, neh­men Sie die­se ernst und spre­chen Sie den an­de­ren El­tern­teil dar­auf an, bei Be­darf auch im ge­schütz­ten Rah­men ei­ner Be­ra­tung .

 

Tat­säch­lich ist das Er­le­ben wei­te­rer Tren­nun­gen (von der neu­en Part­ne­rin oder dem neu­en Part­ne­r des El­tern­teils) für Kin­der oft nicht ein­fach. Des­halb ist es um­so wich­ti­ger, ei­ne sta­bi­le Be­zie­hung zum einen und zum an­de­ren El­tern­teil zu ha­ben, um ei­ne er­neu­te Tren­nung – falls es so­weit kom­men soll­te – gut auf­fan­gen zu kön­nen.

 

Zu­nächst ist es sinn­voll, of­fen und neu­tral auf die neue Be­zie­hung zu rea­gie­ren, und sich mit dem an­de­ren El­tern­teil dar­über ab­zu­stim­men, wie sich die Zu­sam­men­ar­beit nun ver­än­dern soll, was für Sie in Ord­nung ist und was nicht. Soll­te die­se Ab­stim­mung al­lei­ne nicht mög­lich sein, zö­gern Sie nicht, sich bei ei­ner ge­eig­ne­ten An­lauf­stel­le Un­ter­stüt­zung zu su­chen ( Kontaktadressen von Anlaufstellen und Hilfen ). Dies gilt üb­ri­gens auch für Ih­re Ge­füh­le in Be­zug auf die ehe­ma­li­ge Part­ner­schaft mit dem an­de­ren El­tern­teil.

Quellen und Links

Mehr zum The­ma

Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu Quel­len der In­hal­te die­ser Sei­te.

Sach­ver­stän­di­gen­ko­mmis­si­on des Neu­n­ten Fa­mi­li­en­be­richts (Hrsg.) (2021). El­tern sein in Deutsch­land. Ma­te­ri­al zum Neun­ten Fa­mi­li­en­be­richt. Deut­sches Ju­gend­in­sti­tut.

Ent­leit­ner-Phleps, C., Lux, U., Wal­per, S. (2020). Doing Fa­mi­ly in kom­ple­xen Fa­mi­li­en­for­men. Her­aus­for­de­run­gen in der All­tags­ge­stal­tung und im Co­pa­ren­ting in Stief­fa­mi­li­en. In: K. Jurc­zyk (Hrsg.): Doing und Un­doing Fa­mi­ly: Kon­zep­tio­nel­le und em­pi­ri­sche Ent­wick­lun­gen (S. 214-228). Beltz Ju­ve­n­ta.

Ent­leit­ner-Phleps, C. (2017). Zu­sam­men­zug und fa­mi­lia­les Zu­sam­men­le­ben von Stief­fa­mi­li­en. Sprin­ger VS.

 

Fa­mi­li­en­be­zie­hun­gen und Lo­ya­li­täts­kon­flik­te
Wie kön­nen die Be­zie­hun­gen zu bei­den El­tern­tei­len er­hal­ten wer­den?

Die meis­ten Kin­dern wün­schen sich nach der Tren­nung wei­ter­hin Kon­takt zu bei­den El­tern­tei­len. Auf der fol­gen­den Sei­te er­hal­ten Sie In­for­ma­tio­nen da­zu, wie Sie die Be­zie­hung Ih­rer Kin­der zum an­de­ren El­tern­teil för­dern und die Ent­ste­hung von Lo­ya­li­täts­kon­flik­te ver­mei­den kön­nen.

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Zu­sam­men­ar­beit mit dem an­de­ren El­tern­teil
Wie kann die Zu­sam­men­ar­beit mit dem an­dern El­tern­teil nach der Tren­nung ge­lin­gen?

Es ist her­aus­for­dernd, als El­tern nach ei­ner Tren­nung wei­ter gut zu­sam­men­zu­ar­bei­ten. Selbst wenn es zwi­schen Ih­nen ge­ra­de vie­le Kon­flik­te ge­ben soll­te, gibt es den­noch Mög­lich­kei­ten, wie die Zu­sam­men­ar­beit in Zu­kunft ge­lin­gen kann. Er­fah­ren Sie auf der fol­gen­den Sei­te, wel­ches El­tern­mo­dell am bes­ten zu Ih­nen passt.

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Kon­tak­te und Über­ga­ben ge­stal­ten
Wie kön­nen Um­gans­kon­tak­te und Über­ga­ben po­si­tiv ge­stal­tet wer­den?

Kon­tak­te sind für Kin­der wich­tig, um wei­ter ei­ne Be­zie­hung zu bei­den El­tern­tei­len pfle­gen zu kön­nen. Auf der fol­gen­den Sei­te er­hal­ten Sie In­for­ma­tio­nen da­zu, wie man ei­ne pas­sen­de Kon­takt­re­ge­lung für die Kin­der fin­det und wie man Über­ga­ben po­si­tiv ge­stal­ten kann. Au­ßer­dem fin­den Sie prak­ti­sche Tipps zur Ge­stal­tung von Um­gangs­zei­ten mit den Kin­dern.

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